Danke, Velten!
Die Bürgermeisterwahl 2025 ist entschieden – leider hat es für mich knapp wieder nicht gereicht.
Ich danke allen Wählerinnen und Wählern, die mir ihr Vertrauen geschenkt haben. Ein besonderer Dank gilt dem großartigen Team Siegert, das mit Herzblut und Engagement diesen Wahlkampf und alle Zeit davor möglich gemacht hat.
Die geringe Wahlbeteiligung hat mich ehrlicherweise sehr enttäuscht. Dass die Briefwahlen am Ende erneut den entscheidenden Ausschlag gegeben haben, ist für mich nicht erklärbar.
Am 11. Dezember 2025 bin ich nach teilweise massiven verbalen Angriffen auf meine Person und meine Familie vom Amt des Vorsitzenden der Stadtverordnetenversammlung (SVV) zurückgetreten.
Zeitgleich habe ich mein Mandat in der Veltener SVV niedergelegt.
Meine Rede veröffentliche an dieser Stelle, damit sich jeder ein eigenes Bild machen kann, und nicht auf die hiesige - teilweise falsch - berichtende Presse angewiesen ist.
Ihr und Euer Marcel Siegert
Liebe Veltenerinnen, liebe Veltener,
Sehr geehrte Mitglieder der Stadtverordnetenversammlung,
die letzten Wochen und Monate waren schwer.
Sie waren kräftezehrend, aufwühlend – und sie haben Spuren hinterlassen.
Die Ereignisse der letzten Zeit haben mich zum Nachdenken gebracht.
Ich habe zurück – und ich habe nach vorn geschaut.
Im Jahr 2013 haben wir gemeinsam etwas bewegt. Viele von uns haben damals gesagt: „So geht es nicht weiter.“ Hinter größtenteils verschlossenen Türen wurde ein großer Supermarkt geplant – mitten in unserer Innenstadt.
Ohne die Bürgerinnen und Bürger.
Ohne offene Diskussion.
Wir haben uns zusammengeschlossen. Wir wollten das nicht hinnehmen.
Wir gründeten eine Bürgerinitiative – für Transparenz, für Mitbestimmung, für eine ehrliche Politik.
Und wir haben Wort gehalten.
Mit 149 Beschlussvorlagen – von denen nur sechs abgelehnt wurden –
haben wir die Entwicklung unserer Stadt entscheidend mitgestaltet. Das war kein Spaziergang.
Aber das war Demokratie – echte, lebendige Demokratie.
Ich könnte Ihnen heute viele umgesetzte Projekte nennen. Doch darum geht es nicht. Es geht um etwas Größeres:
Darum, dass wir gemeinsam Verantwortung übernommen haben.
Für Offenheit, für Fairness, für Velten.
Aber – und das sage ich mit Sorge – ich sehe, dass immer mehr Menschen das Interesse verlieren.
Mehr als die Hälfte interessiert sich nicht für unsere Stadtpolitik. Und das tut weh.
Denn wo Gleichgültigkeit wächst, da schwindet der Zusammenhalt.
In den vergangenen Wochen ging es oft um die Bürgermeisterwahl, um den Wahlausschuss und um viele offene Fragen.
Fragen, die eigentlich leicht zu beantworten sein sollten:
Wie viele Stimmzettel wurden gedruckt?
Wie viele verbraucht?
Wer hatte Zugang zu den Wahlurnen?
Einfache Fragen – ohne einfache Antworten.
Ich wollte nie misstrauisch sein.
Aber ich finde: Wer Verantwortung trägt, muss auch Rechenschaft ablegen. Nur so entsteht Vertrauen.
Und ja – ich habe erlebt, wie schwer es geworden ist, Fairness einzufordern. Wenn Menschen in Verwaltung und Partei zugleich Verantwortung tragen, dann darf man das ansprechen – ohne gleich zum Gegner erklärt zu werden.
Demokratie braucht Klarheit, nicht Nähe.
Ich habe in all den Jahren für Gerechtigkeit gekämpft – für Transparenz, für Respekt.
Nicht für mich – sondern für die Sache.
Doch immer wieder wurden Diskussionen verdreht, Worte aus dem Zusammenhang gerissen, und persönliche Angriffe über sachliche Argumente gestellt. Ich bin kein Mensch, der leicht aufgibt.
Auch die knapp verlorene Bürgermeisterwahl war für mich kein Ende – sie war Ansporn.
Aber irgendwann muss man ehrlich zu sich selbst sein.
Wenn der Rückhalt fehlt,
wenn der Ton rauer wird,
wenn viele ihre Stimme verlieren,
dann ist es Zeit, einen Schritt zurückzutreten.
Diese Entscheidung fällt mir unglaublich schwer.
Ich habe für diese Stadt gelebt –
aus Überzeugung, mit Leidenschaft, nicht aus Pflicht.
Velten war immer mein Herzensprojekt.
Doch die letzten Jahre haben Spuren hinterlassen – beruflich, menschlich, auch privat.
Und ich weiß, wofür ich meine Zeit jetzt nutzen möchte:
Für das Wertvollste, das ich habe – meine Familie.
Sie hat oft zurückgesteckt.
Sie hat Verständnis gezeigt, wenn ich spät nach Hause kam. Wenn politische Termine wichtiger waren als Geburtstage. Wenn das Private zu kurz kam.
Darum sage ich:
Mein Rücktritt ist kein Zeichen der Aufgabe.
Er ist ein Zeichen der Ehrlichkeit – mir selbst gegenüber, meiner Familie gegenüber, und unserer Stadt gegenüber.
Ich gehe nicht enttäuscht.
Ich gehe dankbar.
Dankbar für all die Menschen, die mich begleitet, unterstützt, mit mir gestritten und immer wieder an das Gute geglaubt haben.
Velten bleibt meine Heimat. Und sie wird immer ein Stück meines Herzens sein.
Ich wünsche Ihnen – und Euch allen – eine friedliche, besinnliche Weihnachtszeit.
Mit Mut, Zuversicht und Herzenswärme.
Hiermit erkläre ich meinen Rücktritt als Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung und meine Mandatsniederlegung mit sofortiger Wirkung.
Velten, 11.12.2025
